Schach-als-Symbol-fuer-Schwarz-Weiß-Denken

Für Schwarz-Weiß-Denker

hört die Welt dort auf,

wo sie bunt zu werden beginnt.

(Ernst Ferstl)

Was dieses Zitat bedeutet.

Was Schwarz-Weiß-Denken ist.

Welche Probleme es mit sich bringt.

Und was dagegen hilft.

Das erfährst Du im Artikel.

Lass uns starten!

Ödipussi und die Farbe „grau“

Ödipussi.

Ein Kultfilm von Loriot aus dem Jahr 1988.

Kennst Du den Film? Sehr empfehlenswert!

Es geht in einer Szene um Polstermöbel. Und um die Farbe „grau“.

28 Grautöne gibt es für dieses Möbelstück: Mausgrau, staubgrau, aschgrau, bleigrau, steingrau, zementgrau…

Grau in allen denkbaren Schattierungen.

Nuanciert. Mit Zwischenstufen. Vielfältig. 

 

Was ist Schwarz-Weiß-Denken?

Diese genaue Betrachtung von „Grau“ ist das Gegenteil von Schwarz-Weiß-Denken.

Denn beim Schwarz-Weiß-Denken gibt es nur zwei Kategorien.

Alles oder nichts. Erfolg oder Versagen. Gut oder böse. Freund oder Feind. Dick oder dünn. Immer oder nie.

Leben oder Tod.

Schwarz oder weiß

Und es gibt kein „Grau“.

Im Schwarz-Weiß-Denklen gibt keinen Mittelweg,
keine Abstufungen, keine Differenzierung,
keinen Durchschnitt.

Nur zwei Kategorien.

Symbolisches-Bild-für-Schwarz-Weiß-Denken

Der hohe Preis des Schwarz-Weiß-Denkens

Doch der Preis dafür ist hoch.

Wenn Schwarz-Weiß-Denken zur Gewohnheit wird, hat das erhebliche negative Auswirkungen auf Dein Leben.

Lass uns einzelne Bereiche ansehen, in denen Schwarz-Weiß-Denken Dein Leben einschränken kann:

  • Erfolg
  • Selbstwert
  • Gefühle
  • Beziehungen

Weniger Erfolge durch Schwarz-Weiß-Denken

Rückschläge, Fehler, Misserfolge gehören zum Leben dazu.

Wenn Du schwarz-weiß denkst, dann gibt es nur Erfolg oder Scheitern.

Wenn Du bei einer Prüfung durchfällst oder vom Chef kritisiert wirst, dann ziehst Du als Schwarz-Weiß-Denker daraus den Schluss, dass Du „es“ nie schaffen wirst.

Oder wenn Du von Deinem Date versetzt wirst, dann folgerst Du im Schwarz-Weiß-Denken, dass Du nie Erfolg bei Frauen/Männern haben wirst, weil Du halt ein Loser bist.

Für Fehler, Rückschläge und Misserfolge wirst Du Dich hart kritisieren. Du wirst Dich als Versager sehen.

Und dann?

Dann fehlt Dir der Antrieb und die Lust, um weiterzumachen und langfristig am Ball zu bleiben. Denn die Angst, wieder zu „versagen“ wird größer und größer…

Du erzielst weniger Erfolge und das bestätigt Dich in Deinem Denken, dass Du nichts hinbekommst – ein Teufelskreis!

Angekratzter Selbstwert durch Schwarz-Weiß-Denken

Dass diese Art des Denkens auch unser Selbstwertgefühl leiden lässt, ist klar.

Für Deinen inneren Kritiker ist das ein Fest.

Im Schwarz-Weiß-Muster verurteilst Du Dich hart und kannst schlecht oder gar nicht mit der Kritik anderer umgehen.

Du kannst Misserfolge schlecht verkraften und zweifelst stark an Dir.

Und aus einer einmaligen Sache wird schnell ein Immer, Nie, Alles oder Nichts:

  • Immer mache ich alles falsch.
  • Ich bin ein totaler Versager.
  • Das werde ich nie hinbekommen
  • Nichts gelingt mir.
  • Immer trifft es mich.

Diese Urteile, diese Kritik
über Dein Verhalten, Deine Resultate
und über Dich als Person sind sehr mächtig.

Und schaden Deinem Selbstwertgefühl ganz erheblich.  

Negative Gefühle durch Schwarz-Weiß-Denken

Und dabei bleibt es nicht.

Deine Gedanken beeinflussen maßgeblich Deine Gefühle. Sagen die Vertreter der kognitiven Verhaltenstherapie.

Und im Schwarz-Weiß-Denken neigst Du zu diesen Extrempositionen.

Vor allem, wenn etwas misslingt:

Dann kommen diese fiesen selbstabwertenden Gedanken.

Harte Kritik, Pauschalverurteilungen, Selbstbeschimpfungen.

Tut Dir alles nicht gut.

Und deshalb führt Schwarz-Weiß-Denken oft zu negativen Gefühlen.

Gestörte Beziehungen durch Schwarz-Weiß-Denken

Und auch für Deine Beziehungen ist Schwarz-Weiß-Denken schädlich.

In jeder menschlichen Beziehung gibt es Konflikte, Meinungsverschiedenheiten und oft auch Enttäuschungen.

Eigentlich normal.

Doch im Schwarz-Weiß-Denken wird das zum Problem.

Wenn Du in Streits oder in Verhandlungen nur in „Gewinnen und Verlieren“ denkst, dann zählt für Dich nur der Sieg.

Kompromisse und eine Verständigung werden schwieriger oder sogar unmöglich. Vielleicht „gewinnst“ Du in der Verhandlung sogar, doch in diesem Szenario leidet die Beziehung zum Vertragspartner oder diese Beziehung wird sogar zerstört.

Und wenn Du Menschen und ihr Verhalten in Sekundenschnelle in eine Extremschublade steckst, die gerade passend erscheint: Freund oder Feind, Held oder Psycho, Engel oder Teufel. Dann wird dieses Denken der Komplexität des Menschseins nicht gerecht.

Denn die Wahrheit befindet sich in den allermeisten Fällen irgendwo dazwischen.

Doch das bemerkst Du als Schwarz-Weiß-Denker nicht.

Stabile Beziehungen sind unter diesen Voraussetzungen nur schwer möglich. 

Befreiung-vom-Schwarz-Weiß-Denken_5_Lösungen

Schluss mit Schwarz-Weiß-Denken: 5 Lösungen

Schwarz-Weiß-Denken beeinflusst also viele Lebensbereiche negativ.

Was hilft dagegen?

Bewusstheit

Das Schwarz-Weiß-Denken drückt sich in Deiner Sprache aus – egal, ob Du nur denkst oder die Worte auch aussprichst.

Achte daher auf Deine Sprache.

Typische Wörter, an denen Du Schwarz-Weiß-Denken erkennen kannst, sind:

Immer, nie, alles, nichts, niemand, niemals, jede(r), alle, kein, keine(r), total, ausschließlich, ohne Ausnahme, nirgends, überall, sämtliche, unmöglich, jedes Mal.

Schärfe Deine Aufmerksamkeit dafür, wenn Du solche Schwarz-Weiß-Denker-Worte nutzt.

Allein diese Bewusstheit führt bereits dazu, dass Du Dich von dieser Art zu denken distanzierst.

Verwende andere Wörter

Und wenn Du im ersten Schritt stärker auf Deine Wörter achtest, dann kannst Du im zweiten Schritt Deine Wortwahl verändern.

Nutze Wörter, die nicht oder viel weniger extrem sind.

Beispiele:

  • Manchmal, ab und zu, hin und wieder, gelegentlich
  • Ich bin flexibel genug, um…
  • Ich bin heute ziemlich genervt (besser als: Heute ist der schlimmste Tag meines Lebens).
  • Sowohl…als auch.
  • Das ist ärgerlich (besser als: das ist eine Katastrophe).

Damit nimmst Du dem Schwarz-Weiß-Denken die Kraft.

Übe Dich in der ABC-Technik

Die ABC-Technik nach Ellis ist sehr wirkungsvoll, um unliebsame Gedankenmuster aufzuspüren und durch hilfreiche, stärkende Gedanken zu ersetzen.

Leseempehlung: Werde Meister Deiner Gedanken – das ABC-Modell von Albert Ellis

Schaffe Optionen

Schwarz-Weiß-Denken schließt Optionen aus. Es gibt nur zwei Alternativen.

Öffne daher Dein Denken.

Finde andere Möglichkeiten. Andere Interpretationen für das, was gerade passiert ist.

Verlagere den Fokus. Weg von Dir selbst. Versetze Dich in die Lage des Anderen.

Beispiel: Wenn Dein Chef heute extrem kurz angebunden war und Dich „abgebügelt“ hat, dann kann das auch Gründe haben, die mit Dir gar nichts zu tun haben:

  • Dein Chef hat wirklich keine Zeit, weil eine wichtige Frist naht.
  • Dein Chef spürt hohen inneren Druck.
  • Du musst die schlechte Laune ausbaden. Und diese schlechte Laune hat mit Dir nichts zu tun.
  • Dein Chef wurde selbst gerade „rundgemacht“

Liste Optionen auf.

Möglichst viele. Mindestens aber 3.

Damit weitest Du Deinen Blick.

Wechsle die Perspektive

Wir glauben, dass die Dinge so sind, wie wir sie sehen.

Allerdings sind in jeder Situation verschiedene Betrachtungsweisen möglich.

Nehmen wir mal an, Dein Job ist weg. Klar – das fühlt sich besch… an und Dir geht es erstmal schlecht. Das ist auch ok.

Doch im Schwarz-Weiß-Denken geht es jetzt los: „Immer ich! Was soll jetzt nur werden? Nie mehr finde ich was. Alles Mist. Dieser (Schimpfwort Deiner Wahl) Chef – der ist an all meinem Elend schuld“.

Das ist die Sichtweise des Mangels.

Es gibt jedoch auch noch andere Perspektiven:

Du machst Dir bewusst, dass Du in Deinem alten Job viel gelernt hast. Du hast interessante Menschen kennengelernt und Kontakte geknüpft. Und möglicherweise ist das Ganze auch eine gute Chance, eine neue Aufgabe zu finden, die vielleicht sogar besser zu dir passt.

Die gleiche Situation – zwei Betrachtungsweisen.

Und dabei geht es nicht um zwanghaftes positives Denken.

Sondern um Alternativen. Um andere Perspektiven. Gerade auch bei negativen Erlebnissen

  • Statt dich für einen Misserfolg zu verurteilen und dich als „Versager“ abzuwerten, frage dich:  Was kann ich daraus lernen?
  • Wenn du schlechte Entscheidung getroffen hast, dann hör auf, die Entscheidung zu bereuen. Mach Dir bewusst, welche guten Entscheidungen Du in Deinem Leben schon getroffen hast.
  • Und Du kannst Dich immer fragen: Welche Möglichkeiten habe ich, damit ich mich jetzt besser fühle?

Diese Gedanken und Fragen helfen Dir, neue Betrachtungsweisen zu finden und aus Deinem Schwarz-Weiß-Denken auszubrechen.

Zum Schluss

Schwarz-Weiß-Denken ist die Tendenz, in Extremen zu denken.

Das ist in Einzelfällen auch völlig normal.

Doch wenn sich diese Art zu denken zu einem Muster entwickelt, kann dies Deinem Erfolg im Leben, Deinem Selbstwert, Deinen Gefühlen und Deinen Beziehungen schaden.

Und: Nichts beeinflusst Dein Leben mehr, als Deine Art zu denken.

Achte daher auf Deine Gedanken. Und weite sie.

Mit den 5 Lösungen.

Schaffe Klarheit. Setze um. Lebe erfüllt.
Dein Marco